In der dreijährigen Berufsausbildung zum Industriekaufmann beziehungsweise zur Industriekauffrau lernen die Auszubildenden eine Vielzahl an Inhalten, die für ihren späteren Beruf von Bedeutung sind. Die konkreten Lernstoffe in der Berufsschule und in den Unternehmen sind in einem Ausbildungsplan festgehalten. Dieser beinhaltet nicht nur, welche Lernfelder in der Ausbildung enthalten sind, sondern auch welchen Umfang diese einnehmen und zu welchem Zeitpunkt sie vermittelt werden.
Generelle Inhalte
Während manche Inhalte dem Ausbildungsplan zufolge speziell in bestimmten Lehrjahren vermittelt werden, gibt es anderer Lernfelder, welche die gesamte Ausbildung über eine Rolle spielen. Zu diesen gehört zum Beispiel das Thema Der Ausbildungsbetrieb. Als Industriekauffrau beziehungsweise Industriekaufmann ist es wichtig, umfassend mit dem Unternehmen vertraut zu sein. Daher nehmen Dinge wie Unternehmensstruktur, Rechtsformen und Berufsbild einen wichtigen Stellenwert ein. Ebenfalls in diesen Bereich fallen Themen wie Arbeitsschutz, Sicherheit und Umweltschutz.
Weitere Lernfelder, die laut Ausbildungsplan über die gesamte Ausbildungszeit vermittelt werden, sind zum Beispiel Geschäftsprozesse und Märkte mit Themen wie Kunden, Organisationsstrukturen, Produkten und Dienstleistungen, Kommunikation beziehungsweise Informationsbeschaffung und -verarbeitung mit Dingen wie Planung, Organisation, Teamarbeit und Fremdsprachenanwendung sowie Integrative Unternehmensprozesse mit Themen wie Logistik, Controlling und Finanzierung.
Das 1. Ausbildungsjahr
Zusätzlich zu den genanten Lernfeldern stehen dem Ausbildungsplan zufolge drei weitere große Themenbereiche im ersten Ausbildungsjahr auf dem Programm. Zum einen gehört dazu der Bereich Beschaffung und Bevorratung. Hier dreht sich alles um die Bedarfsermittlung von Unternehmen sowie die Bestellungen beziehungsweise die Verwaltung der Lagerbestände. Als Zeitdauer für das 1. Ausbildungsjahr sind für diesen Bereich fünf bis sieben Monate vorgesehen.
Der zweite große Bereich im ersten Ausbildungsjahr ist die Kosten- und Leistungsrechnung in Verbindung mit der Leistungserstellung. Hier setzt der Ausbildungsplan in der Regel drei bis fünf Monate an.
Im dritten Bereich lernen die angehenden Industriekaufleute alles rund um das Thema Personal. Hierzu gehören Dinge wie Personalplanung, Personalentwicklung, Personaldienstleistungen aber auch rechtliche Sachen. Als Zeitraum gibt die Ausbildungsverordnung ein bis drei Monate vor.
Einige beispielhafte Lernfelder aus dem 1. Ausbildungsjahr sind hier genannt:
- Lernfeld: Der Betrieb als Wirtschaftsakteur
Hier lernst du die Rolle des Unternehmens in der Wirtschaft kennen, einschließlich seiner rechtlichen Grundlagen und der Beziehung zu anderen Unternehmen und der Gesellschaft. - Lernfeld: Geschäftsprozesse und betriebliche Organisation
Du lernst, wie Geschäftsprozesse organisiert und optimiert werden, und wie ein Unternehmen organisiert ist, einschließlich der Rollen der verschiedenen Abteilungen und Mitarbeiter. - Lernfeld: Informations- und Kommunikationssysteme
In diesem Lernfeld beschäftigst du dich mit den verschiedenen Informationssystemen, die in einem Unternehmen verwendet werden, und wie man effektiv kommuniziert.
Das 2. Ausbildungsjahr
Auch im zweiten Ausbildungsjahr spielt das Thema Personal weiter eine Rolle. Die Kenntnisse werden hier bei Dingen wie der Personalplanung, Personalentwicklung und Personaldienstleistungen vertieft. Erneut sind ein bis drei Monate dafür eingeplant.
Im Bereich Rechnungswesen werden ebenfalls neue Inhalte vermittelt. Hier steht besonders die Buchhaltung in Mittelpunkt. Zudem geht es in einem großen Themenbereich um Erfolgsrechnungen und Abschluss. Für Letzteres sieht der Ausbildungsplan ein bis drei Monate vor, im Falle der Buchhaltung sind es drei bis fünf.
Ein neuer Bereich im zweiten Ausbildungsjahr ist Marketing und Absatz. In diesem Lernfeld werden Kenntnisse zur Auftragsanbahnung und Auftragsbearbeitung vermittelt. Zudem lernen die zukünftigen Industriekaufleute, dass ein Auftrag mit dem Abschluss noch nicht zu den Akten gelegt wird. Die Auftragsnachbearbeitung und das Thema Service sind ebenfalls nicht zu vernachlässigen. Der geplante Zeitaufwand liegt bei drei bis fünf Monaten.
Beispielhafte Lernfelder aus dem 2. Ausbildungsjahr sind:
- Lernfeld: Beschaffungsprozesse planen und steuern
Du lernst, wie der Einkauf von Materialien und Dienstleistungen organisiert und optimiert wird, um die Effizienz zu steigern und Kosten zu senken. - Lernfeld: Leistungserstellungsprozesse planen, steuern und kontrollieren
Hier beschäftigst du dich mit der Planung, Steuerung und Kontrolle von Produktions- oder Dienstleistungsprozessen. - Lernfeld: Absatzprozesse planen, steuern und kontrollieren
Du lernst, wie Produkte und Dienstleistungen an den Kunden gebracht werden, einschließlich Marketing, Vertrieb und Kundenservice. - Lernfeld: Personalprozesse steuern und gestalten
Du lernst, wie Personal beschafft, eingesetzt, bewertet und entwickelt wird, um die Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu verbessern.
Das 3. Ausbildungsjahr
Im Laufe des zweiten Ausbildungsjahrs findet auch die Zwischenprüfung statt. Diese ist die Voraussetzung für die Teilnahme an der Abschlussprüfung am Ende des dritten Lehrjahres. Ein wichtiger Bestandteil der Abschlussprüfung ist die Bearbeitung der Fachaufgabe. So wird den Auszubildenden eine konkrete und praxisbezogene Aufgabe gestellt, deren Lösung sie in der Abschlussprüfung präsentieren müssen. Für die Bearbeitung der Aufgabe haben die Auszubildenden im dritten Ausbildungsjahr Zeit. Vorgesehen sind dafür laut Ausbildungsplan acht bis zehn Monate. Das Thema kann aus fast jedem der bisherigen Lernfelder kommen.
Beispielhafte Lernfelder aus dem 3. Ausbildungsjahr sind:
- Lernfeld: Werteströme erfassen und beurteilen
Hier beschäftigst du dich mit Buchhaltung und Controlling, um die finanzielle Leistung des Unternehmens zu erfassen und zu beurteilen. - Lernfeld: Investitions- und Finanzierungsprozesse planen
Du lernst, wie Investitionen geplant und finanziert werden, um das Wachstum des Unternehmens zu unterstützen. - Lernfeld: Wertschöpfungsprozesse analysieren und beurteilen
Du lernst, wie man die Wertschöpfung des Unternehmens analysiert und beurteilt, um Entscheidungen über die strategische Ausrichtung und Verbesserungsmöglichkeiten zu treffen.
Zusätzlich zu der Lernaufgabe findet sich im dritten Lehrjahr auch das Themenfeld Marketing wieder auf dem Lehrplan. Dazu kommen die Lernfelder, welche die Auszubildenden bereits die ganze Zeit über begleitet haben.
Wichtige Sozialkompetenzen
Die Ausbildung zum Industriekaufmann oder zur Industriekauffrau zielt nicht nur darauf ab, dir Fachwissen und technische Fähigkeiten zu vermitteln, sondern auch wichtige Sozialkompetenzen zu entwickeln, die für den Erfolg im Berufsleben unerlässlich sind. Hier sind einige der wichtigsten Sozialkompetenzen, die während der Ausbildung betont werden:
- Kommunikationsfähigkeiten: Als Industriekaufmann oder Industriekauffrau wirst du regelmäßig mit Kollegen, Vorgesetzten, Kunden und Lieferanten kommunizieren müssen. Es ist daher entscheidend, effektive verbale und schriftliche Kommunikationsfähigkeiten zu entwickeln. Dazu gehört die Fähigkeit, klar und präzise zu kommunizieren, aktiv zuzuhören und in der Lage zu sein, komplizierte Konzepte auf verständliche Weise zu erklären.
- Teamarbeit: In den meisten Unternehmen arbeiten Industriekaufleute eng mit anderen zusammen, sei es in Projektteams oder in Abteilungen. Du musst in der Lage sein, effektiv und effizient in einem Team zu arbeiten, was das Teilen von Aufgaben, die Unterstützung von Kollegen und das Arbeiten zum gemeinsamen Ziel erfordert.
- Konfliktmanagement: Konflikte sind in jedem Arbeitsumfeld unvermeidlich. Es ist wichtig, dass du lernst, wie man Konflikte auf professionelle und konstruktive Weise handhabt. Dazu gehört die Fähigkeit, die Perspektive anderer zu verstehen, sachlich und ruhig zu bleiben und nach Lösungen zu suchen, die für alle Beteiligten akzeptabel sind.
- Selbstmanagement: Dies bezieht sich auf die Fähigkeit, deine Zeit und Ressourcen effektiv zu verwalten, Prioritäten zu setzen und selbstständig zu arbeiten. Du wirst oft mehrere Aufgaben gleichzeitig managen müssen und es wird von dir erwartet, dass du in der Lage bist, deine Arbeit effizient zu organisieren und Fristen einzuhalten.
- Anpassungsfähigkeit: Die Geschäftswelt ist ständig im Wandel und als Industriekaufmann oder Industriekauffrau musst du in der Lage sein, dich schnell an neue Situationen, Veränderungen in der Unternehmenspolitik oder neue Technologien anzupassen. Diese Fähigkeit zu Flexibilität und Offenheit gegenüber Neuem ist ein Schlüssel zum Erfolg in der modernen Arbeitswelt.
- Interkulturelle Kompetenz: In zunehmend globalisierten Unternehmen ist es wahrscheinlich, dass du mit Kollegen, Kunden oder Lieferanten aus verschiedenen Kulturen zusammenarbeiten wirst. Daher ist es wichtig, eine Sensibilität und ein Verständnis für kulturelle Unterschiede zu entwickeln und in der Lage zu sein, effektiv in einem multikulturellen Umfeld zu arbeiten.
Diese Sozialkompetenzen sind entscheidend für den Erfolg im Berufsleben und es ist ein wichtiger Teil deiner Ausbildung, diese zu entwickeln und zu stärken.
Keine Spezialisierung
Im Gegensatz zu vielen anderen Ausbildungen sieht der Ausbildungsplan für Industriekaufleute keine Spezialisierung auf einen bestimmten Themenbereich vor. Während andere Ausbildungen bereits die Weiche für ein bestimmtes Feld stellen, wird der Industriekaufmann beziehungsweise die Industriekauffrau sehr allgemein wirtschaftlich ausgebildet. Dies ist ein großer Vorteil auf dem Jobmarkt, da es nach dem Abschluss der Ausbildung viele Möglichkeiten eröffnet. So hat man nicht nur die Wahl zwischen vielen Branchen, sondern auch ganz unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern.
Diese Lernfelder bilden den Rahmen deiner Ausbildung und geben dir einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Aspekte des Berufs des Industriekaufmanns oder der Industriekauffrau. Innerhalb dieser Lernfelder gibt es natürlich noch viele weitere Details und Spezialisierungsmöglichkeiten, je nach Interesse und dem spezifischen Kontext des Unternehmens, in dem du arbeitest.